Mit einer neuen zentralen Ausbildungsmesse soll die Vernetzung von Arbeitgebern und potentiellen zukünftigen Arbeitnehmern und Fachkräften gefördert werden. Weiterhin wird der Landkreis Flüchtlinge aufnehmen und die Integration etwa in den Arbeitsmarkt vorantreiben.
Arbeit wird komplexer und kleinteiliger
„Die Arbeit in der Verwaltung nimmt zu, da Bund und Land die gesetzlichen Grundlagen immer wieder verändern und neue Anforderungen beschließen. Damit wird unsere Tätigkeit immer komplexer und kleinteiliger. Auch merken wir, dass das Geld auf allen staatlichen Ebenen knapper ist“, so Landrat Marco Prietz. „In 2024 arbeitet die Kreisverwaltung an vielen spannenden Projekten und kann auch einige größere Bauvorhaben abschließen.“
Investitionen in Bildung und Kultur
Nach der Neuerrichtung des Gymnasiums kommt auch der Neubau der BBS in Bremervörde gut voran: Der Umzug in das neue Schulgebäude ist für November 2024 vorgesehen. Aktuell wird dafür ein Umzugskonzept erstellt. Im Anschluss daran folgen dann der Rückbau des Altbaus und die Fertigstellung der Außenanlagen in 2025. In das gesamte Projekt investiert der Landkreis insgesamt über 90 Millionen Euro.
Auch in Zeven werden große Investitionen getätigt. Rund 20 Millionen Euro sind für den Neubau eines gemeinsamen Oberstufenhauses für BBS und IGS in Zeven veranschlagt. Die Samtgemeinde Zeven trägt die Hälfte der Investitionskosten. In einem ersten Schritt beginnt nun an der BBS die Errichtung einer Interims-Containeranlage auf dem Schulgelände zur gemeinsamen Nutzung mit der IGS.
Die mehr als 28 Millionen Euro teure Sanierung und der Teilneubau des Rotenburger Ratsgymnasiums werden fortgeführt: Die Inbetriebnahme der zweiten kleineren Interims-Containeranlage soll voraussichtlich Ende Februar erfolgen. Im März startet dann der zweite Bauabschnitt mit den Sanierungsmaßnahmen, während die Errichtung des neuen 100er-Traktes fortschreitet.
Beim Bachmann-Museum in Bremervörde beginnt voraussichtlich ab dem zweiten Quartal 2024 der Umzug des Museums in das Interimsdepot. Eine Schweizer Firma wird in diesem Jahr die Planung der Depotflächen vorantreiben. Der Kreisausschuss wird in Kürze über den Neubau eines Depots entscheiden, das dauerhaft die Museumssammlung beheimaten soll. Dies ist die notwendige Voraussetzung für die langfristig geplante Sanierung und Neukonzeption des eigentlichen Museums.
Flüchtlinge
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine geht in sein drittes Jahr, weitere Konflikte, Naturkatastrophen und die Auswirkungen des Klimawandels verstärken die weltweiten Fluchtbewegungen – auch nach Deutschland. Der Landkreis und die Gemeinden werden deshalb in diesem Jahr weiter gefordert sein. Nach der derzeitig geltenden Verteilquote des Landes Niedersachsen vom 1.10.2023 werden dem Landkreis 1207 Personen zugewiesen. Seit Oktober sind 434 Schutzsuchende in den Gemeinden, Samtgemeinden und Städten angekommen, die von den Verwaltungen vor Ort untergebracht werden mussten.
Der aktuelle Verteilzeitraum endet voraussichtlich Ende März. Bis dahin kann das Land noch 773 Personen zuweisen. Danach wird ein neues Verteilkontingent durch das Land erlassen. In den vergangenen 3,5 Monaten wurden durchschnittlich 20 Personen pro Woche zugewiesen.
Verbunden damit sind die Herausforderungen für Landkreis und Kommunen, die Unterbringung, die Beschulung bzw. Betreuung der Kinder in Schulen und Kitas, den Spracherwerb sowie die Vermittlung in Arbeit zu gewährleisten und umzusetzen. Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass es auf Basis der Absprachen zwischen Bund und Ländern im Bereich des Asylrechts noch zu Veränderungen kommt, zum Beispiel zur angekündigten Einführung einer Bezahlkarte anstelle von Bargeldauszahlungen an Asylbewerber.
Zukunft Beruf
Das Jobcenter wird in diesem Jahr zum ersten Mal eine zentrale landkreisweite Ausbildungsmesse mit mehr als 120 Ausbildungsbetrieben an der BBS Zeven anbieten. Die Rotenburger Ausbildungsbörse (RAB) findet am 17. und 18. September 2024 statt. Dafür arbeiten alle Partner am Übergang von der Schule zum Beruf im Kreisgebiet unter der Koordinierung des Landkreises nun erstmals zusammen. Mehrere Tausend Schülerinnen und Schüler können an zwei Tagen auf dem Messegelände mit potentiellen Ausbildungsbetrieben oder Arbeitgebern direkt in Kontakt kommen.
Über das Jugendberufszentrum des Landkreises erhalten alle Abgangsklassen vorab die Möglichkeit, eine online Potentialanalyse mit Berufsvorschlägen zu machen. Das erleichtert es den Schülerinnen und Schülern den passenden Ausbildungsbetrieb auf der Messe anzusprechen, Informationen zu sammeln oder ein Schnupperpraktikum vereinbaren zu können.
Digitalisierung der Bauantragsverfahren
Viele Aufgaben innerhalb der Verwaltung werden auch in diesem Jahr digitaler und helfen dabei, die Zusammenarbeit zu vereinfachen und Entscheidungen zu beschleunigen.
Die vollständige Digitalisierung des Baugenehmigungsverfahrens ist eines der Modernisierungsprojekte für 2024. Nach der Einführung der neuen gemeinsamen Software für das Bauamt, das Amt für Wasserwirtschaft und Straßenbau sowie das Naturschutzamt werden die eingegangenen Anträge digital weiterbearbeitet, was die Beteiligung von Ämtern und Behörden deutlich erleichtert.
Ein weiterer Aufgaben-Schwerpunkt ist die Einführung der digitalen Akte und die Abbildung von Prozessabläufen in allen Ämtern der Kreisverwaltung, um Arbeits- und Entscheidungsstrukturen auch hier zu verschlanken und beschleunigen zu können.
Ausbau der Windenergie
Der Landkreis unterstützt die Energiewende mit dem Ausbau der Windenergie und arbeitet daran, die Ausbauziele von Bund und Land im Kreisgebiet umzusetzen.
In der ersten Jahreshälfte soll dem Kreistag ein erster Planentwurf zur Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) vorlegt werden, in dem mindestens vier Prozent der Kreisfläche, also rund 8.300 Hektar, für die Windenergie an Land ausgewiesen sind. Grundlage für die Ermittlung dieser Vorranggebiete ist der Kriterienkatalog mit den Ausschlussflächen, den der Kreistag im März letzten Jahres beschlossen hat.
Die formelle Anhörung mit der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit ist für die zweite Jahreshälfte geplant.
Erschließung der Grauen Flecken
Im Jahr 2024 startet die Bauumsetzung zur Erschließung der letzten unterversorgten Bereiche der Breitbandversorgung im Landkreis. Rund 20.000 Gebäude erhalten in den nächsten drei Jahren einen Glasfaseranschluss. Durch den frühzeitigen Planungsbeginn ist der Landkreis dabei nicht vom Förderstopp des Bundes und Landes betroffen. Alle Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Institutionen im Landkreis werden bis 2027 nahezu flächendeckend mit Gigabitanschlüssen versorgt sein. Der Landkreis gehört damit zu den am besten versorgten Regionen Deutschlands.
Die Gesamtinvestition für den Ausbau beträgt fast 107 Millionen Euro. Davon übernimmt die öffentliche Hand die Finanzierung der so genannten Wirtschaftlichkeitslücke in Höhe von rund 74 Millionen Euro. Der Bund trägt dabei 50 Prozent, das Land Niedersachsen 25 Prozent und Landkreis und Gemeinden jeweils 12,5 Prozent der Kosten.
Investitionen in Straßen
Zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in den Gemeinden stellt das Land Niedersachsen finanzielle Unterstützungen auf der Grundlage des Niedersächsischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (NGVFG) bereit. Für das Jahr 2024 stehen dafür insgesamt 63,7 Millionen Euro zur Verfügung.
Im Landkreis sollen in diesem Jahr drei Bauprojekte gefördert werden. Zum einen zwei neue Geh- und Radwege an der Kreisstraße 118 zwischen Selsingen und Ohrel und an der Kreisstraße 146 von Dipshorn bis zur Kreisgrenze. Auch die Ortsdurchfahrten Ostereistedt und Rockstedt (K137) werden erneuert. Die Arbeiten starten, sobald die Mittel bewilligt und die erforderlichen Vergabeverfahren durchgeführt wurden.
Eine große Fördermaßnahme des vergangenen Jahres ist die sich derzeit im Bau befindliche Wörpebrücke im Zuge der Kreisstraße 113 zwischen Wilstedt und Tarmstedt. Ende 2024 soll die mit rund zwei Millionen Euro Gesamtkosten bezifferte Baumaßnahme abgeschlossen sein.
Neues Projekt zum Wassermanagement
Im Rahmen der Förderrichtlinie „Klimafolgenanpassung Wasserwirtschaft“ unterstützt das Niedersächsische Umweltministerium unter anderem Vorhaben mit dem Ziel der Erstellung von lokalen oder regionalen Konzepten zur Nutzung von Gewässern. Ziel ist eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung im Hinblick auf Prognosen zur Klimaentwicklung.
Im Projekt soll der aktuelle Zustand der Grundwasserkörper im Landkreis erfasst und Prognosen, Maßnahmen sowie Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Dafür tauschen sich alle Akteure regelmäßig aus, um sich auf auftretende Dürre- oder Starkregenereignisse zielgerichteter vorbereiten zu können. Die Arbeiten an diesem umfangreichen Konzept dauern mindestens bis zum Sommer 2026 an.
Gesetzliche Aufgaben nehmen den größten Teil der Arbeitszeit ein
„Viele Projekte stehen in 2024 auf dem Programm, aber wir dürfen nicht vergessen, dass die laufenden gesetzlichen Aufgaben den Großteil unserer Tätigkeiten ausmachen. Mit der Digitalisierung unserer Verwaltung möchten wir den Service für unsere Kunden verbessern und gleichzeitig unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein modernes und attraktives Arbeitsumfeld bieten. Wir sind dabei auf einem guten Weg und ich freue mich über viele motivierte Kolleginnen und Kollegen, die mich und die Hausspitze dabei unterstützen“, erklärt Landrat Marco Prietz abschließend. Eine große Unterstützung sei hierfür die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Kreistag und der breite politische Rückhalt, den die Kreisverwaltung dort für ihre Arbeit erfahre.