Bei künftigen Sanierungsmaßnahmen und Umbauten muss die Kreisverwaltung einen Kompromiss zwischen Denkmalschutz und modernen Arbeitsplätzen finden.
„Der Denkmalschutz nimmt die wichtige Aufgabe wahr, unsere baulichen Zeugen der Vergangenheit zu schützen, zu erhalten und zu pflegen“, so Landrat Marco Prietz. „Ich freue mich darüber, in einem historisch bedeutsamen Gebäude zu arbeiten. Gleichwohl wachsen die Anforderungen an zukünftige Sanierungen, sowohl was die Kostenfrage als auch die Anforderungen an Brandschutz, Praktikabilität und eine moderne Verwaltung betreffen.“
„Als jüngstes Baudenkmal im Landkreis Rotenburg (Wümme) ist das Kreishaus ein Zeugnis für die Architektur der zweiten Nachkriegsmoderne“, wie Maja Albert vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege betont. Ihr Kollege Jan Lubitz ergänzt: „In einer Phase nach der Epoche des Wiederaufbaus errichtet, spiegelt das Kreishaus in vielen Facetten das zeitgenössische Streben nach einer demokratischen Gesellschaft wider. Es ist damit ein wichtiges Dokument für die jüngere Landesgeschichte von Niedersachsen.“
Was wurde unter Denkmalschutz gestellt?
Unter Denkmalschutz gestellt wurden das Rotenburger Kreishaus und der umgebende Amtshofpark. Der 1989 errichtet Erweiterungsbau ist nicht Teil des Kulturdenkmals.
Begründung Kreishaus Denkmalschutz
Das am 30. Mai 1968 eingeweihte neue Kreishaus wurde im Rahmen der Kreisreform des Landes Niedersachsen in unmittelbarer Nachbarschaft des ehemaligen Amtshauses und der Amtsscheune des 18. Jahrhunderts errichtet.
Der von dem deutschlandweit renommierten Architekturbüro Ingeborg & Friedrich Spengelin aus Hamburg stammende Entwurf vermeidet in zeittypischer Weise einen monumentalen Repräsentationsgestus, bildet in den Gebäudeteilen die Gewaltenteilung ab und stellt die einfache Zugänglichkeit zu Demokratie und Ästhetik in Form und Materialität baulich dar. Mit seiner stark plastischen Gliederung und der offenen Gestaltung insbesondere des Foyer- und Kantinenbereichs folgt der Bau den Idealen der Architektur des Brutalismus (von französisch béton brut „Ortbeton“).
Als Zeugnis der Landesgeschichte Niedersachsens sowie der politischen Geschichte der Zeit des Kalten Krieges, als bedeutendes Werk der Architekten Ingeborg & Friedrich Spengelin mit qualitätvoller Innenraumgestaltung vor allem durch die Sammlung zeitgenössischer Kunstwerke und als auf das Landschaftsbild der Wümmeniederung prägend wirkende Bauwerk liegt die Erhaltung des Kreishauses aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse.
Begründung Amtshofpark Denkmalschutz
Der Amtshofpark wurde im Zuge des Neubaus des Kreishauses rund um eine Waldwiese unter Einbeziehung von Bestandspflanzungen aus dem 18. Jahrhundert neu angelegt. Es entstand ein von unterschiedlichen Baum- sowie Gehölzarten und von unregelmäßigen Wegeführungen geprägter Landschaftsgarten. Als wesentlicher Teil des Amtshofgeländes und als für das 20. Jahrhundert charakteristische Parkanlage mit nicht alltäglichem künstlerischen Gestaltwert besteht aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse an der Erhaltung.
Folgen Denkmalschutz
Alle Baumaßnahmen am Denkmal und in der Umgebung müssen unter dem Aspekt des Denkmalschutzes betrachtet und von der Unteren Denkmalschutzbehörde genehmigt werden. Das heißt aber nicht, dass alles beim Alten bleiben muss. Das Haus kann zum Beispiel noch energetisch saniert werden, wenn dabei das Erscheinungsbild und die Substanz bewahrt bleiben. Auch Änderungen zur Umsetzung von Barrierefreiheit und Brandschutzanforderungen sind zulässig. Grundsätzlich gilt es, den ursprünglichen Charakter – charakteristische Farbigkeiten, Materialien, Raumaufteilungen sowie Raumwirkungen – zu bewahren und bei Veränderungen den Denkmalwert nicht zu beeinträchtigen. In Bezug auf die Kostenfrage können Erhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen durch öffentliche und private Zuschüsse durch eine für Denkmalschutz und Denkmalpflege zuständige Behörde oder Stiftung unterstützt werden.
Weitere Informationen finden Interessierte auf den Internetseiten des Landesamtes für Denkmalpflege und im Denkmalatlas Niedersachsen.