Eingeladen waren Vertreter aus Politik, Verbänden und Vereinen. Petra Tiemann, Mitglied des Landtags, stellte die Ergebnisse der Arbeit der Enquetekommission „Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement verbessern" vor, deren Vorsitzende sie war. Im Anschluss sprach Sandra Pragmann von der Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Arbeit über die Ergebnisse einer eigenen Umfrage, die die Bedürfnisse von Ehrenamtlichen im Landkreis ermittelt hat.
Landrat Marco Prietz eröffnete die Veranstaltung und unterstrich die Bedeutung des Ehrenamtes. „Es gibt nicht einen Lebensbereich, den ich mir ohne Ehrenamtliche vorstellen kann. Freiwillige engagieren sich für Jung und Alt in allen Lebenslagen. Unser Landkreis ist geprägt durch ein aktives Vereinsleben.“
Enquetekommission
Zunächst stellte Petra Tiemann die Ergebnisse der Arbeit der Enquetekommission ehrenamtliches Engagement vor.
Die Kommission wurde am 30. Juni 2020 vom Niedersächsischen Landtag eingesetzt. Aufgabe der Kommissionsmitglieder war es, die Rahmenbedingungen für das vielfältige ehrenamtliche Engagement in Niedersachsen zu verbessern und an die technischen, sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Dazu wurden viele Gespräch mit allen Akteuren im Bereich Ehrenamt geführt sowie eine wissenschaftlich begleitete Onlineumfrage durchgeführt.
Maßnahmen – Empfehlungen Enquetekommission
Die Kommission empfiehlt 2022 in ihrem Abschlussbericht konkrete strategische Maßnahmen für das Land Niedersachsen, brachte unter anderem die Förderung und Verfahrensvereinfachung auf den Weg und nahm das Thema Koordination und Vernetzung in den Blick. Verfahrenserleichterungen, Entbürokratisierung, Öffentlichkeitsarbeit oder Versicherungsschutz. Das sind nur einige der weiteren Themen, die im Gespräch mit den Ehrenamtlichen immer wieder zutage traten und zu denen die Kommission konkrete Maßnahmen vorgeschlagen hat. Der vollständige Bericht kann auf dieser Seite heruntergeladen werden.
Umfrage Ehrenamt Landkreis
Sandra Pragmann von der Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Arbeit des Landkreises präsentierte im Anschluss die Ergebnisse ihrer Umfrage auf Landkreisebene vor. Hier gab es viele Parallelen und ähnliche Ergebnisse wie im Land Niedersachsen.
Die Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Arbeit bat alle Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises um Mithilfe. 1.357 Personen nahmen an der ersten kreisweiten online Befragung zum freiwilligen Engagement teil. Damit wurde die gesamte Vielfalt des Ehrenamtes abgebildet.
Großteil ist zufrieden im Ehrenamt
Positive Ergebnisse: Ein Großteil der Freiwilligen ist zufrieden im eigenen Ehrenamt und fühlt sich trotz hoher Anforderungen nicht überfordert. Sie gestalten ihr Lebensumfeld vor Ort mit, haben zum größten Teil Spaß daran und erfahren durch ihr Umfeld und die Gesellschaft Wertschätzung. Freiwillige bringen dabei sehr viele Kompetenzen mit und arbeiten verlässlich und professionell in ihren Aufgabenfeldern.
Fachkräftemangel
Gleichzeitig wurde deutlich, dass in mindestens ¾ der Organisationen bereits heute Freiwillige fehlen, sowohl in den Leitungsgremien als auch in der täglichen Arbeit. „Wir haben auch im Ehrenamt einen Fachkräftemangel“, betont Sandra Pragmann. „Dieser wird sich aufgrund des demographischen Wandels noch verstärken. Es kommen einfach nicht ausreichend jüngere Freiwillige nach. Wir sind jetzt auf die Baby-Boomer angewiesen, um zumindest einen Teil des zukünftigen Wegfalls auffangen zu können.“
Überforderung – Achtsam sein
Weiter zeigen die Ergebnisse, dass jeder Zehnte sich überfordert fühlt und mehr als jeder Zehnte gerne kürzertreten würde. Dies kann den Mangel an Freiwilligen kurzfristig noch deutlich verstärken. „Hier müssen wir achtsam sein und in den Organisationen ins Gespräch kommen. Gleichzeitig sollten Staat und Wirtschaft schauen, ob und wo sie die Freiwilligen unterstützen können“, erläutert Sandra Pragmann.
90% möchten sich ehrenamtlich engagieren
Positiv ist, dass rund 90 % der nicht (mehr) Engagierten zu einem freiwilligen Engagement bereit sind oder zumindest darüber nachdenken. Dies ist ein großes Potential, dass gemeinnützige Organisationen für sich nutzbar machen können.
Wertschätzung – mehr Verständnis gefordert
Zu den negativen Ergebnissen: Eine große Mehrheit wünscht sich weniger Verwaltungsaufwand, mehr finanzielle Mittel, eine bessere Ausstattung mit Räumen und Materialien. Daneben zeigt sich, dass Freiwillige und gemeinnützige Organisationen teils fehlende Wertschätzung durch Kommunen und Behörden beklagen und sich mehr Verständnis wünschen. „Hier stehen Gesellschaft und Staat aus meiner Sicht in der Verantwortung. Wir müssen eine Engagement ermöglichende Atmosphäre und unterstützende Strukturen schaffen“, führt Sandra Pragmann aus.
Ko-Stelle Ehrenamt stellt gerne vor Ort Ergebnisse vor
Interessierte können sich auch direkt an die Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Arbeit wenden und Auswertungen zu einzelnen Themen, Kommunen oder Altersgruppen erhalten. „Wir arbeiten hier transparent und kommen sehr gerne zu Vorträgen und Gesprächen vor Ort.“